Neubewertung der Bromidgehalte in Lebens- und Futtermitteln

EFSA legt tolerierbare Tagesdosis und akute Referenzdosis für Bromid fest
Juni 2025 (Update). Die EFSA veröffentlichte am 28. Januar 2025 eine wissenschaftliche Stellungnahme zu den Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier durch das Vorhandensein von Bromid in Lebens- und Futtermitteln, in der sie eine tolerierbare Tagesdosis (TDI) sowie eine akute Referenzdosis (ArfD) von jeweils 0,4 mg pro kg Körpergewicht für Bromid festlegt[1].
Im August 2024 eröffnete die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine öffentliche Konsultation zum Entwurf ihrer wissenschaftlichen Stellungnahme über die Gesundheitsrisiken durch das Vorhandensein von Bromid in Lebens- und Futtermitteln[2]. Ziel war es, die allgemeine Toxizität von Bromid neu zu bewerten, toxikologische Referenzwerte abzuleiten und die aktuellen Rückstandshöchstgehalte (RHG) in Bezug auf Überschreitungen zu prüfen.
Ergebnisse der Neubewertung von Bromidgehalten durch die EFSA
Um mögliche Risiken für die menschliche und tierische Gesundheit zu bewerten, wurde die EFSA von der EU-Kommission gebeten, die allgemeine Toxizität von Bromid für Mensch und Tier neu zu bewerten. Laut dieser Bewertung werden Bromide, die in hohen Dosen (20-80 mg/kg Körpergewicht pro Tag bzw. bis zu 10-15 und 31 g pro Tag) z.B. zur medizinischen Behandlung eingenommen werden, mit gesundheitsschädlichen Auswirkungen auf das Nervensystem, die Haut und andere Organe in Verbindung gebracht. Bei weiblichen Testpersonen konnte ab einer täglichen Aufnahme von 9 mg Bromid pro kg Körpergewicht ein Anstieg des Schilddrüsenhormons Thyroxin und des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH), sowie Veränderungen im Nervensystem beobachtet werden. Bei einer Bromidaufnahme von 4 mg pro kg Körpergewicht konnten keine toxikologischen Effekte beobachtet werden.
Der wissenschaftliche Ausschuss hat anhand der vorliegenden Daten und unter Berücksichtigung weiterer Faktoren (individuelle Unterschiede; Unsicherheitsfaktor) eine tolerierbare Tagesdosis (TDI) von 0,4 mg pro kg Körpergewicht festgelegt. Auch die akute Referenzdosis (ArfD) von Bromid wurde mit 0,4 mg pro kg Körpergewicht festgelegt[1].
Mithilfe der toxikologischen Referenzwerte wurden die aktuellen Rückstandshöchstgehalte (RHG) der Verordnung (EG) Nr. 396/2005[4] auf Überschreitungen überprüft. Das Ergebnis zeigt, dass bei 29 der 36 modellierten Diäten der TDI überschritten wird.
Darüber hinaus weisen die Ergebnisse der EFSA darauf hin, dass Bromid aus Futtermitteln in tierische Lebensmittel übertragen werden kann. Für eine genau Bewertung der Übertragungsraten lagen allerdings nicht genügend Daten vor.
Vorkommen von Bromiden
Bromide sind Salze der Bromwasserstoffsäure und organische Verbindungen, die Brom enthalten. Sie gehören zu den Halogeniden und kommen in verschiedenen Formen in der Natur vor. In natürlicher Form sind sie hauptsächlich in Meerwasser und bestimmten Gesteinen zu finden, sie können aber auch als Abbauprodukt von Methylbromid entstehen. Bromierte Verbindungen werden u. a. auch in Flammschutzmitteln verwendet.
Bromide in Lebens- und Futtermitteln können sowohl aus natürlichen Quellen, menschlicher Eintragung (Biozidprodukte, Tierarzneimittel), sowie aus der Verwendung bromidhaltiger Pestizide außerhalb der EU stammen.
Verbot von Methylbromid in der EU
In der Europäischen Union ist die Verwendung von Methylbromid in der Landwirtschaft als Pestizid aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen auf die Ozonschicht und seiner potenziellen Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier seit 2010 grundsätzlich weitgehend verboten. Gemäß der Verordnung (EU) 2024/590[3] könnte die Verwendung von Methylbromid allerdings in bestimmten Notfällen und auf Antrag bei der Europäischen Kommission als Ausnahme genehmigt werden.
Methylbromid wurde u. a. in der Landwirtschaft als Pestizid und Begasungsmittel eingesetzt, um Schädlinge und Unkräuter in verschiedenen Kulturen zu bekämpfen, insbesondere in Gewächshäusern und bei der Behandlung von Böden.
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Eine Überwachung von Bromid- und Methylbromid-Gehalten in Lebensmitteln kann dabei helfen, gesundheitliche Risiken für Verbraucher:innen zu minimieren. Insbesondere bei Methylbromid ist es wichtig sicherzustellen, dass keine schädlichen Rückstände in Lebensmitteln vorhanden sind.
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Relevante Quellen
[1] EFSA Scientific Opinion: Risks to human and animal health from the presence of bromide in food and feed
[2] EFSA Public Consultations: Draft Scientific Opinion on the risks to human and animal health from the presence of bromide in food and feed
[3] Verordnung (EU) 2024/590 über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen
[4] Verordnung (EG) Nr. 396/2005 über Höchstgehalte an Pestizidrückständen in oder auf Lebens- und Futtermitteln pflanzlichen und tierischen Ursprungs