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Spurenkennzeichnung von Lebensmitteln: Das VITAL Konzept

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Ist eine Kennzeichnung nötig? So bewerten Sie die Allergenspuren in Ihren Produkten

Dez. 2020. 2005 als „Not-for-Profit“ gegründet, entwickelte die Australisch-Neuseeländische Industrieinitiative Allergen Bureau einen standardisierten Prozess zur Risikobewertung von unbeabsichtigten Allergenspuren auf Basis von Schwellenwerten. Dieses als VITAL Konzept bekannte Vorgehen (Voluntary Incidental Trace Allergen Labelling) wurde 2007 veröffentlicht und ist seit 2019 in der Version 3.0 verfügbar. Es hilft Lebensmittelherstellenden bei der Entscheidung, ob eine Spurenkennzeichnung nötig ist oder nicht.

Während die Kennzeichnung allergener Zutaten klar geregelt ist, stellen sich bei unbeabsichtigten Einträgen von Allergenen durch Kreuzkontaminationen („cross contacts“) viele Fragen. Bei der Produktion von Lebensmitteln kann es an vielen Stellen dazu kommen; z. B. durch „verunreinigte“ Rohstoffe, geteilte Produktionsanlagen, beim Transport etc. Da sich manche Allergenspuren auch mit einem sorgfältigen Allergenmanagement nicht vermeiden lassen, weisen viele Lebensmittelherstellende auf diese Allergenspuren auf ihren Produkten hin. So finden sich auf Lebensmitteletiketten Warnhinweise wie z. B. „kann enthalten“ oder „enthält Spuren von ...“. Die Verwendung von Warnhinweisen schränkt die Lebensmittelauswahl für Allergiker:innen stark ein. Zudem sagt die Formulierung keineswegs etwas über die Höhe des Risikos aus. Das in Australien und Neuseeland entwickelte VITAL Konzept ist ein nützliches Werkzeug, um Allergenspuren zu bewerten. Auch der Wortlaut der jeweiligen Allergenhinweise ist genau vorgegeben und einheitlich.

Neue Referenzdosen

Kernstück des VITAL Konzepts sind Referenzdosen, die auf klinischen Studien mit allergischen Verbraucher:innen basieren. Ihnen wurden Lebensmittel verabreicht, die eine bekannte Menge an Allergen enthielten. Aus der niedrigsten Allergenkonzentration, bei der noch allergische Symptome auftraten, wurden so genannte "Action Values" entwickelt. Über die Jahre kamen immer mehr klinische Daten aus weiteren Verabreichungsstudien hinzu. Ein Gremium aus internationalen Spezialist:innen aus dem klinischen und analytischem Bereich leitete daraus die Referenzdosen ab. In der Version 3.0 vom September 2019 werden nun auch die empfindlichsten Konsumierenden berücksichtigt: 99 % der allergischen Konsumierenden würden nun statistisch keine allergischen Symptome zeigen!

Dies sind die Empfehlungen des VITAL Scientific Expert Panel (VESP):

Allergen

Anzahl Personen

VITAL 2.0 Referenzdosis
(mg protein)

2019 VSEP Referenzdosis
(mg protein) [ED01]

Veränderung

2019 VSEP ED05
(mg protein)

Ei

431

0,03

0,2

2,3

Haselnuss

411

0,1

0,1

3,5

Lupine

25

4,0

2,6

15,3

Milch

450

0,1

0,2

2,4

Senf

33

0,05

0,05

0,4

Erdnuss

1306

0,2

0,2

2,1

Sesam

40

0,2

0,1

2,7

Garnele

75

10,0

25

280

Soja (Milch + Mehl)

87

1,0 (Soja-Mehl)

0,5

10,0

Weizen

99

1,0

0,7

6,1

Cashew

245

 

0,05

+

0,8

Sellerie

82

 

0,05

+

1,3

Fisch (Flossenfisch)

82

 

1,3

+

12,1

Walnuss

74

 

0,03

+

0,8

▲  Referenzdosis gestiegen  |  ✓  Referenzdosis unverändert  |  ▼  Referenzdosis gesunken  | +  Neue Referenzdosis

Quelle: Allergen Bureau, Summary of the 2019 VITAL Scientific Expert Panel Recommendations, Seite 8


Portionsgrößen

Die Referenzdosis wird als Gesamtproteinmenge in der Einheit mg (Milligramm) angegeben. Zur Einschätzung des Risikos für den allergischen Konsumierenden ist die Portionsgröße zu berücksichtigen, also die Menge an Lebensmittel, die üblicherweise davon verzehrt wird. Das kann ein Schokoladenriegel mit einem Gewicht von 50 g sein oder ein Fertiggericht von 500 g Gewicht. Die Konzentration, üblicherweise in der Einheit mg/kg (Milligramm pro Kilogramm, auch ppm part per million) angegeben, kann also sehr unterschiedlich sein.

„Action Levels“

Finden sich in einem Produkt Spuren eines Allergens, berechnen sich in Abhängigkeit von der Portionsgröße so genannte „Action Levels“. Action Level 1 bezeichnet dabei eine sehr geringe Allergenmenge in der Lebensmittelportion, die unterhalb der Referenzdosis liegt. Damit ist dieses Lebensmittel mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit unbedenklich für allergische Verbraucher:innen, eine Spurenkennzeichnung daher nicht nötig. Im Action Level 2 ist die Menge an Allergen größer als die Referenzdosis. Damit besteht ein signifikantes Risiko für eine allergische Reaktion, eine Spurenkennzeichnung ist nötig.

Ein Rechenbeispiel

Labor-Ergebnis: 1 mg/kg Casein – Ist gemäß VITAL eine Spurenkennzeichnung nötig?

  1. Umrechnung in mg Protein (Gesamtmilchprotein; 80% der Milchproteine sind Casein)
    Labor-Ergebnis = 1,25 mg/kg Milchprotein
  2. Berechnung der Action Levels in Abhängigkeit von der Portionsgröße
    VITAL Referenzdosis = 0,2 mg Milchprotein, Action Level ist also 0,2 mg einer Kilogramm-Portion

    a) Action Levels in 500 g Fertiggericht:
    < 0,4 mg/kg Milchprotein – keine Spurenkennzeichnung
    > 0,4 mg/kg Milchprotein – Spurenkennzeichnung nötig
    Für das Fertigericht mit der o. g. Caseinkonzentration ist also eine Spurenkennzeichnung nötig!

    b) Action Levels in 50 g Schokolade:
    < 4 mg/kg Milchprotein – keine Spurenkennzeichnung
    > 4 mg/kg Milchprotein – Spurenkennzeichnung nötig
    Für Schokolade mit der o.g. Caseinkonzentration ist also keine Spurenkennzeichnung nötig!

Aus dem Rechenbeispiel ist ersehbar, dass analytisch eine niedrigere Bestimmungsgrenze der verwendeten Tests nötig ist, je größer die Portionsmenge. Daher ist sehr wichtig, vorab mit dem Labor zu klären, ob die Methode geeignet ist, um das VITAL Konzept in den vom Herstellenden definierten Portionsgrößen umzusetzen. Aus analytischer Sicht ist es für die meisten Produkte möglich, mithilfe von ELISA, z. T. auch PCR, eine Empfindlichkeit in der nötigen Größenordnung zu erreichen.

Kontaktieren Sie uns

Haben Sie Fragen zur Spurenkennzeichnung von Lebensmitteln? Interessieren Sie sich für die Umsetzung des VITAL Konzepts für Ihre Lebensmittelprodukte? Wenden Sie sich gerne an Ihre:n persönliche:n Kundenbetreuer:in oder direkt an unsere Expert:innen für Allergene.