JavaScript is disabled. Please enable to continue!

Mobile search icon
Lebensmittel >> Food Testing News >> Hepatitis-E-Infektionen durch Lebensmittel

Hepatitis E in Deutschland – Welche Rolle spielen tierische Lebensmittel bei der Übertragung?

Sidebar Image

Virusfunde in Schweinefleisch, Leberwurst und Co.

Sept. 2020. Jüngste Untersuchungen des Universitätsklinikums Tübingen in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI), dem Bundesinstitut für Risiko­bewertung (BfR) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben gezeigt, dass mehr als zehn Prozent des Schweinefleischs und der Schweineleber in Deutschland mit Hepatitis-E-Viren belastet ist. Die Forscher hatten etwa 130 Lebensmittelproben aus Metzgereien und Supermärkten untersucht. Getestet wurden Schweineleber, Leberwürste und -pasteten sowie Rohwürste 1.

Analytischer Nachweis von Hepatitis-E-Viren zur Unterstützung Ihres Risikomanagements

Diese Studie bestätigt die Ergebnisse, die Eurofins bereits 2016 angesichts steigender Meldezahlen von Humaninfektionen im Rahmen eines Hochschulprojektes ermittelt hatte. Die Untersuchungen ergaben, dass in 25 % der Proben, darunter sogar gegarte Produkte wie Leberkäse, das HEV-Genmaterial nachgewiesen werden konnte.

Eurofins entwickelte in diesem Zusammenhang – bereits ein Jahr vor Veröffentlichung der §64 LFGB Norm – ein eigenes Verfahren zum Nachweis von HEV mit spezieller Probenvorbereitung und anschließender Multiplex RT-PCR. Bereits eine sehr geringe Menge an Probenmaterial ist ausreichend, um geringste Konzentrationen des Virus mit dem validierten Test zuverlässig zu detektieren. Anwendungsfelder dieser Analytik sind Hygienekontrollen in Schlacht- und Zerlegebetrieben sowie Kontrollen von HEV-Risiko-Lebensmitteln wie Schweinefleisch, Wildfleisch und Produkten, die Leber enthalten (z.B. Leberwurst oder Leberpastete).

Hierbei gilt zu beachten, dass der Virusnachweis als solcher keine Aussage über die Infektiosität zulässt, da die Hitzeeinwirkung bei der Herstellung der Produkte zu einer Inaktivierung der Viren führen kann. Auf europäischer Ebene bezeichnet die EFSA rohes Schweinefleisch und Leber als die Hauptursachen von Hepatitis-E-Infektionen in der EU 2. Entsprechend sollten Konsumenten darauf achten, Fleisch und Innereien gut durchzugaren (mindestens 71°C über 20 Minuten). Zudem ist zur Risikominimierung seitens der Produzenten eine hygienische, fachgerechte Zerlegung und Verarbeitung der Schlachtkörper notwendig.

Eigenschaften und Vorkommen des Hepatitis-E-Virus

Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist ein unbehülltes RNA-Virus, das beim Menschen Leberentzündungen verursachen kann, die vor allem für immungeschwächte Personen, alte Menschen sowie Kinder und Schwangere (YOPI) besonders gefährlich sein können. HEV kommt in vier Genotypen vor, wobei Genotyp 1 und 2 ausschließlich den Menschen befallen und in Afrika und Asien endemisch sind. Daher ist Hepatitis E vor allem als Reisekrankheit bekannt, die bei unzureichenden Hygienestandards fäkal-oral über das Trinkwasser übertragen wird. Doch seit Einführung der Meldepflicht im Jahre 2001 ist die Anzahl an registrierten Erkrankungen, die in Deutschland erworben wurden (sog. autochthone Infektionen), stark angestiegen. In diesen Fällen handelt es sich um Infektionen mit den Subtypen 3 und 4, die Reservoire auch in Schweinen, Wildschweinen und anderen Säugetieren haben und zoonotisch sind. Die Prävalenz in Tierbeständen stieg indes sprunghaft an. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liegt die Durchseuchung in deutschen Hausschweinpopulationen bei 40 bis 50 %, bei Wildschweinen sind es 2 bis 68 % 3. Schweine zeigen bei einer HEV-Infektionen keine klinischen Symptome.

Emerging Pathogens – Neue mikrobiologische Gefahren im Blick behalten

Globalisierte Warenströme, internationaler Reiseverkehr und sich wandelnde klimatische Bedingungen erlauben es Mikroorganismen, neue Nischen zu besiedeln. Im Falle pathogener Keime können diese sogenannten „Emerging Pathogens“ eine Gefahr für die Bevölkerung darstellen und sollten deshalb kontinuierlich beobachtet werden. Eine Auswertung der aktuellen epidemiologischen Lage in Deutschland zeigt, dass vor allem lebensmittelassoziierte Infektionen mit viralem Ursprung zunehmen.

In unserer Webinar on demand vom 2. Juli 2020 geben wir Ihnen einen Überblick über das aktuelle Infektionsgeschehen im Bereich lebensmittelbedingter Erkrankungen, stellen verschiedene Emerging Pathogens vor und erläutern, welche Lebensmittel mit welchen Methoden untersucht werden sollten.

Kontaktieren Sie uns

Darüber hinaus steht Ihnen unser Team aus Mikrobiologie-Experten gerne zur Verfügung und berät Sie zur Ausrichtung und Optimierung Ihres betrieblichen Pathogen- und Hygienemanagements. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

 

Quellenangaben

1 Hepatitis-E-Viren in Schweinefleisch nachgewiesen. Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tübingen vom 8. September 2020
2 Hepatitis E: rohes Schweinefleisch ist Hauptursache für Infektionen in der EU. Pressemitteilung der EFSA vom 11. Juli 2017
3 Fragen und Antworten zur Übertragung des Hepatitis E- Virus durch Wild- und Hausschweine und daraus gewonnene Lebensmittel. FAQ des BfR vom 9. Februar 2016