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Analyse von anorganischem Arsen in Reis und Getreide

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Neue IC-ICP-MS-Methode ermöglicht Analyse von kanzerogenen Arsenspezies mit niedrigen Bestimmungsgrenzen

Okt. 2023. Das aktuelle Vorkommen von anorganischem Arsen in Lebensmitteln stellt ein Gesundheitsrisiko für Hautkrebs dar. Zu diesem Schluss kam das CONTAM-Panel im Ende Juli 2023 veröffentlichten Entwurf zum aktualisierten Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) über anorganisches Arsen in Lebensmitteln[1]. Als Hauptaufnahmequellen werden Reis, Getreide und daraus gewonnene Erzeugnisse sowie Trinkwasser genannt.

Seit Oktober 2023 bieten die Eurofins Labore für Lebens- und Futtermittelanalytik in Deutschland eine neue sensitive Methode zur Analyse von anorganischem Arsen in Reis und Getreide nach DIN EN ISO16802:2016 an. Die Bestimmung mittels IC-ICP-MS-Kopplung ermöglicht die Separierung der anorganischen Arsenspezies und Quantifizierung mit niedrigen Bestimmungsgrenzen. Die Methode ist zunächst für Reis und Getreide erhältlich. Das Matrix-Spektrum wird jedoch zeitnah auf weitere Lebensmittelgruppen und Futtermittel erweitert werden.

Hintergrund und Toxizität

Arsen (As) ist ein weit verbreitetes Element, welches aufgrund seines natürlichen Vorkommens, aber auch durch industrielle Emissionen im Boden, Grundwasser, Meer sowie in Pflanzen und Tieren vorkommt. Arsen kann in organischer oder anorganischer Form vorliegen. Den meisten organischen Verbindungen wird eine geringe toxische Relevanz beigemessen, wobei auch methylierte Formen unter Beobachtung stehen. Dagegen sind die anorganischen Arsenspezies (iAs) als karzinogen klassifiziert. In Lebens- und Futtermitteln sind iAs überwiegend in der Oxidationsstufe +3 (AsIII) oder +5 (AsV) in Thiokomplexen gebunden oder liegen als Oxoanionen Arsenit (AsIII) und Arsenat (AsV) vor.

Die EFSA hat 2009 eine Benchmark-Dosis (BMD) von 0,3 – 8 µg iAs/kg Körpergewicht/Tag festgelegt, welche mit einem erhöhten Risiko für Haut-, Lungen- und Blasenkrebs sowie Hautläsionen einhergeht[2]. In ihrem neuen, 2023 veröffentlichten Entwurf zur Aktualisierung dieses Gutachtens wird jedoch ein geringerer Referenzpunkt (RP) von 0,06 µg iAs/kg Körpergewicht/Tag angegeben. Laut EFSA hat die neu festgesetzte Dosis bereits einen kleinen, jedoch messbar schädlichen Effekt. Neben den schon im Jahr 2009 beschriebenen Krebserkrankungen werden nun auch chronische Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen, spontane Fehlgeburten, Totgeburten, Säuglingssterblichkeit und Auswirkungen auf die Neuroentwicklung auf iAs zurückgeführt[1].

Meeresfrüchte und Fisch sind die Hauptquelle für Gesamtarsen in der menschlichen Ernährung und in Futtermitteln. In Meeresfrüchten und Fisch liegt Arsen jedoch hauptsächlich als organisches Arsenobetain und Arsenocholin vor. Diese Formen des Arsens werden als wenig toxisch angesehen.

Die Hauptquellen für die Aufnahme von anorganischem Arsen über alle Altersklassen sind Getreide (insbesondere Reis), Getreideprodukte und Trinkwasser. Für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder werden in der EFSA-Expositionsbewertung vor allem Lebensmittel auf Getreidebasis für Säuglinge und Kleinkinder sowie Gebäck, Zwieback und Kekse für Kinder als entscheidend genannt[3].

Die Schätzungen der ernährungsbedingten Aufnahme von iAs für erwachsene Durchschnittsverbraucher (0,03-0,15 μg iAs/kg Körpergewicht/Tag) liegt im Bereich des neuen Referenzpunkts und die für erwachsene Hochverbraucher (0,07-0,33 μg iAs/kg Körpergewicht/Tag) sogar oberhalb der Dosis, ab der ein erhöhtes Risiko für schädliche Effekte besteht[1].

Rechtsgrundlagen

Die Verordnung (EU) 2023/915[4] setzt Höchstmengen für anorganisches Arsen als Summe von AsIII und AsV in Reis, Erzeugnissen auf Reisbasis, Fruchtsäften sowie in Säuglings- und Kleinkindnahrung und -beikost fest. Darüber hinaus ist eine Höchstmenge für Gesamtarsen in Salz geregelt. Mit ihrer Monitoring-Empfehlung (EU) 2015/1381[5] fordert die Europäische Kommission zudem weiterhin ihre Mitgliedsstaaten auf, den Gehalt an Gesamtarsen und anorganischem Arsen in einer Vielzahl von Lebensmitteln zu überwachen.

Höchstgehalte für den Gesamtarsengehalt in bestimmten Futtermittelerzeugnissen werden durch die Richtlinie 2002/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates[6] vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung festgelegt. Die Empfehlung der Kommission 2002/C 206/01[7] fordert außerdem auch in Einzel- und Mischfuttermitteln zur expliziten Überwachung des Vorkommens von anorganischem Arsen auf.

Analyse

Unsere Expert:innen aus dem Kompetenzzentrum für Metalle und Elemente verfügen über langjährige Erfahrung mit der Analyse von Gesamtarsen und anorganischem Arsen in diversen relevanten Lebens- und Futtermittelmatrices mit verschiedenen Analysetechniken.

Zur Bestimmung von anorganischem Arsen bieten Ihnen die Eurofins Labore für Lebens- und Futtermittelanalytik in Deutschland jetzt eine neue und besonders empfindliche Methode an. Die Normmethode DIN EN 16802:2016 wird in geringfügig modifizierter Form angewendet. Die Analyse erfolgt mittels IC-ICP-MS-Kopplung nach saurer Extraktion ohne Oxidation von Arsenit zu Arsenat. Organische und anorganische Arsenspezies werden ionenchromatographisch (IC) getrennt und mittels ICP-MS detektiert. Die Summe der beiden separat quantifizierten anorganischen Arsenspezies AsIII und AsV wird mit einer Bestimmungsgrenze von 10 µg/kg berichtet. Somit eignet sich die Methode auch für die Kontrolle der niedrigen Höchstgehalte von 100 µg/kg bzw. 20 µg/kg für iAs in Reis, welcher zur Herstellung von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder bzw. (getreidebasierter) pulvriger Säuglings- und Kleinkindnahrung verwendet wird (Verordnung (EU) 2023/915[4]).

Eine arbeitstägliche Messung von Kalibrierstandards und Lebensmittel-Referenzmaterialien zur kritischen Kontrolle der Analytik sind Qualitätsstandards, die die Sicherheit der Analytik erhöhen.

Die Methode wurde für Getreide- und Getreideerzeugnisse, insbesondere Reis, Weizen und Getreidekleinkindnahrung validiert. Die Ausweitung auf weitere Matrices wie Milch-basierte Säuglingsnahrung sowie Beikost für Säuglinge und Kleinkinder ist derzeit in der Entwicklung. Auch die Quantifizierung von methylierten Arsenspezies wird mit der neuen Methode ermöglicht und demnächst angeboten.

Kontaktieren Sie uns!

Haben Sie Fragen zur Analyse von anorganischem Arsen? Kontaktieren Sie Ihre:n persönliche:n Kundenbetreuer:in oder wenden Sie sich direkt an unsere Expertin Franziska Wiesner.

Relevante Quellen

[1] EFSA, 2023. Draft Scientific opinion on the update of the EFSA Scientific opinion on inorganic arsenic in food
[2] EFSA, 2009. Scientific Opinion on Arsenic in Food
[3] EFSA, 2021. Chronic dietary exposure to inorganic arsenic
[4] Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25. April 2023 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (consolidated text)
[5] Empfehlung (EU) 2015/1381 der Kommission vom 10. August 2015 für eine Überwachung von Arsen in Lebensmitteln
[6] Richtlinie 2002/32/EG des Europäische Parlament und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung
[7] Empfehlung der Kommission vom 20. Mai 2022 zur Überwachung des Vorhandenseins von anorganischem Arsen in Futtermitteln 2022/C 206/01

Weitere EFSA-Empfehlungen

EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), 2009. Scientific opinion on arsenic in food. EFSA Journal 2009; 7(10):1351
EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM), 2023. Draft Scientific opinion on the update of the EFSA Scientific opinion on inorganic arsenic in food. Public Consultation PC-0590
Chronic dietary exposure to inorganic arsenic. EFSA Journal 2021;19(1):6380